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Spaichingen


Drehorgeln erklingen in der Gosheimer Kirche

GOSHEIM (sg) Drehorgel-Musik in der ehrwürdigen Heilig-Kreuz-Kirche? Wer da die Nase rümpft, ist beim Konzert am Dreikönigstag nicht dabei gewesen. Für die echten Drehorgel-Fans und die Freunde von Alfons Hermle, die zum Teil von weither angereist kamen, war das Kirchenkonzert jedenfalls ein Erlebnis besonderer Art.

Auch wer aus reiner Neugierde gekommen ist, hat sicherlich ganz neue Eindrücke gewonnen. Schon allein das ungewohnte Bild, das sich im Altarraum bot, war ein Hingucker mit Seltenheitswert. Vier Drehorgeln standen konzertbereit nebeneinander, jede von ihrem Herrn wie eine kleine Prinzessin festlich herausgeputzt, mit bunten Ketten behängt, mit Troddeln und Blumen geschmückt. Nicht einmal das obligatorische Äffchen und der schwarze Zylinder des Leierkastenmanns durften fehlen. Hinter ihren Instrumenten standen hoch konzentriert die vier Drehorgel-Männer, ebenfalls mit bunter Weste, Schleife und elegantem Rock: Bernhard Schmid aus Schramberg-Sulgen, Thomas Haug aus Bisingen, Max Schneider aus Rottweil-Hausen und der Organisator des Konzertabends, der Gosheimer Malermeister und Drehorgelspieler aus Leidenschaft, Alfons Hermle. Er hatte zur musikalischen Bereicherung seinen Neffen Christoph Gruler als Trompeter und Thomas Allgaier aus Pfullendorf als Baritonspieler engagiert. Hermles Nichte Carmen Hermle las zwischendurch weihnachtliche Texte.

Rollen sind meisterlich gestanzt

Die Zuhörer sollten ab und zu die Augen schließen, empfahl Hermle bei seinem Willkommensgruß. Um sich auf die verschiedenen Klangfarben der Orgeln zu konzentrieren, um die Nebenstimmen und die Bass-Begleitung herauszuhören. Das Programm bot in verschiedenen weihnachtlichen Themenkreisen jedem Besucher etwas Ansprechendes. Zur Einleitung gab's beschwingte Weisen nach englischen Christmas Carols arrangiert, die vor allem die ganz kleine Tischorgel von Max Schneider wunderschön wiedergab. Die einfachen Hirtenweisen, das Lied der neapolitanischen Pfifferari oder das Biberacher Pastorale, das zur Biberacher Christmette in St. Martin dazu gehört, bekamen durch die Holzpfeifen ein zartes Timbre. Die große 28-er Orgel des Gosheimers durfte sogar Händels gewaltiges Halleluja vortragen. Wegen des begrenzten Tonumfangs fehlten dem Kenner zum absoluten Hörgenuss zwar wichtige Ober- und Untertöne, aber die Löcher auf den Rollen waren meisterlich gestanzt. Und Hermle bewährte sich beim Drehen der Kurbel auch als gewiefter Registrant und bei etlichen Liedern sogar als Sänger.

Sabine Weber, die Vorsitzende des St. Antonius Vereins, bedankte sich "für die wunderschöne Musik" und im Voraus für die Spenden aus dem Benefizkonzert. Mit einer echten Drehorgel-Perle, der Petersburger Schlittenfahrt, ging ein Konzert mit besonderer Atmosphäre zu Ende.}

Nicht nur die Musik, sondern auch der Anblick der festlich geschmückten Instrumente, verlieh dem Drehorgel-Weihnachtskonzert eine besondere Atmosphäre. Im Bild von links: Bernhard Schmid, Thomas Allgaier, Thomas Haug und Alfons Hermle. Foto: Spreng

(Stand: 11.01.2006 00:15)